Abschiedskuchen
vom Vater einer unserer Kinder
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Die letzten zwei Monate
vergingen unfassbar schnell und ich kann es kaum fassen jetzt schon wieder in
Deutschland zu sein. Leider waren die letzten Wochen auch von zahlreichen
Abschieden geprägt, manche einfacher als andere:
Als erstes galt
es von meiner Arbeitsstelle, den Kindern und Sister Anna Abschied zu nehmen.
Das gesamte Jahr
über war ich mehr als zufrieden mit meiner Arbeitsstelle. Ich hatte die
Freiheit den Unterricht so zu gestalten, wie es mir sinnvoll erschien und habe
auch neben der Arbeit viel Unterstützung und Rückhalt von Sister Anna und den
anderen Schwestern erhalten, die uns regelmäßig mit Kakerlakenfallen
ausstatteten und uns bei Krankheit besuchten und vieles mehr.
Auch zu den
Kindern habe ich mehr als ein Arbeitsverhältnis aufgebaut. Dadurch, dass wir so
eine kleine Gruppe hatten (nachmittags nur 5), hast du wirklich jedes Kind
richtig kennengelernt und wir haben über die Zeit echt viel Quatsch miteinander
gemacht.
Rumalbern mit
unseren Kindern
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Entsprechend
schwer viel mir dann der letzte Arbeitstag, an dem wir nur gespielt, gesungen
und getanzt haben. Am traurigsten war es wohl sich von dem jüngsten der 5 zu verabschieden, da man mit ihm wohl kaum
Kontakt halten kann, während wir den anderen Kindern einen E-Mail Account
eingerichtet haben und schon fleißig am Schreiben sind. So oder so waren am
Ende die Tränen groß und ich kann wirklich nur sagen, dass sich dieses Jahr
schon wegen den Kindern und der Arbeit gelohnt hat und ich es kein Stück
bereue.
Wenige Tage vor
Schluss habe ich mich außerdem nochmal zu einem abschließenden Essen mit Sister
Anna, Sister Enid und Sister Hong Lee getroffen. Ich hätte wirklich nie
gedacht, dass man so viel Spaß mit katholischen Schwestern haben kann, aber das
Jahr hat mir in der Hinsicht auch nochmal ganz neue Einblicke gewährleistet,
beispielsweise als wir mit den Schwestern diskutiert haben, welcher
Fußballspieler denn nun am besten aussieht, denn sie gucken die WM nur wegen
den attraktiven Spielern. Es ist schwer zu beschreiben, was wir alles von
Sister Anna und auch den anderen Schwestern gelernt haben, aber sie hat/haben
uns ganz sicher über das Jahr geprägt und auch das war wirklich einer der
schwereren Abschiede.
Offensichtliche
Begeisterung in Linns und meinem Gesicht, nachdem das Oberhaupt von AFS
Malaysia (Mitte in langem Gewand) die Freiwilligen erneut vergessen hat.
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Sorgsames
Streichen unserer Wände in einem Traum von braun…
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Letzter Abend in
Malaysia (KL) mit meinen WG-Mädels außer Nani
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Allerletzter
Abend an der Eastside in Kuantan – sowas werde ich doch sehr vermissen
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Umso leichter
viel es mir persönlich mich von AFS Malaysia zu trennen. Bei dem End of Stay
Camp, das für sowohl Freiwillige als auch Austauschschüler, die mit AFS nach
Malaysia gekommen sind, verpflichtend ist, wurde ich zumindest nochmal ziemlich
enttäuscht. So fand ein finales Dinner statt, bei dem alle Gastfamilien der
Schüler eingeladen wurden und theoretisch auch unsere Projektleiter eingeladen
werden sollten. Da die allerdings so kurzfristig eingeladen wurde, hat es von
20 Freiwilligen leider nur ein Projektleiter geschafft. Bei der Danksagung, bei
der von Schülern über Mitarbeiter, Gastfamilien bis hin zu ehemaligen Schülern
alle genannt wurden, wurden leider die Freiwilligen vergessen. Das war auch
nicht die einzige Gelegenheit sondern während der gesamten Veranstaltung wurden
wir zahlreiche Male vergessen. So wurde uns erst am selben Tag angeboten eine
Rede zu halten und ob wir etwas aufführen wollen, wurden wir erst gar nicht
gefragt. Selbst das Zertifikat, das wir am Ende bekommen haben, war dasselbe,
das auch die Schüler bekommen haben und zertifiziert uns die Teilnahme an einem
Austauschjahr und leider selbst das mit falschen Namen. Diese Veranstaltung hat
mir den Abschied von AFS Malaysia wie gesagt sehr leicht gemacht, wobei ich
sagen muss, dass ich es schade finde, dass sich AFS Malaysia in so ein
negatives Licht gerückt hat, wo es wirklich auch Leute gab, die viel Mühe und
Zeit in ihre Arbeit dort investiert haben, was aber hinter derartigem Verhalten
anderer verschwindet. Abschließend muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe,
hinter den Austauschschülern verschwunden zu sein und dass Freiwillige nur als
Nebensache angesehen werden. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht.
Ein weiterer
schwerer Abschied war der von meiner WG. Anfang des Jahres hätte ich niemals
gedacht, dass wir das Jahr gemeinsam durchhalten, weil wir einfach viel zu
verschieden sind. Aber auch wenn wir zwischendurch auch Streit und Krisen
hatten, war es auch eine unersetzliche Zeit und wir haben einander wohl sehr
geprägt. Nach so einem Jahr kennt man sich doch unwahrscheinlich gut und es ist
echt merkwürdig nicht einfach in den nächsten Raum gehen zu müssen, um die
anderen zu finden.
Selbst der
Abschied vom Haus war nicht leicht. Vom Haus selbst wahrscheinlich nicht, aber
der Tag, an dem die Wanddeko abgehangen wurde und die bekritzelten Wände
überstrichen wurden, hat schon irgendwo das Ende einer guten Zeit markiert.
Es klingt doof,
aber letztlich waren die anderen die Gastfamilie, die wir nicht hatten. So
haben wir uns einander durch alles Mögliche geholfen und hatten nebenbei noch
Unmengen Spaß.
Das Resultat
unserer wochenlangen Karaokeabende – Nani und ich bei der Performance von
SnoopDog (Drop It Like It´s Hot)
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So werde ich die
Karaoke-Abende vermissen, die unfassbar gut waren oder die Verkleidungsabende,
bei denen wir einfach all die hässlichen Klamotten, die bei uns so rumflogen
präsentiert haben. Oder die Kochabende, Spielabende und sicherlich nicht
zuletzt die Abende, an denen unserer Wände gestaltet wurden.
Aber zumindest
weiß ich, dass wir uns bald schon wiedersehen und freue mich riesig drauf.
Letztendlich kann
ich sagen, dass ich Malaysia mit einem lachenden und einem weinenden Auge
verlassen habe. Schließlich habe ich mich doch auch wieder auf Deutschland,
Freunde und Familie, abends rausgehen zu können, warmes Wasser, ein eigenes
Zimmer, ein voller Kühlschrank, eine Spülmaschine und mal wieder etwas Freiheit
gefreut.
Liebe Grüße,
dieses Mal aus good old Kassel