Montag, 7. Juli 2014

Abschiede


Abschiedskuchen vom Vater einer unserer Kinder

Die letzten zwei Monate vergingen unfassbar schnell und ich kann es kaum fassen jetzt schon wieder in Deutschland zu sein. Leider waren die letzten Wochen auch von zahlreichen Abschieden geprägt, manche einfacher als andere:
Als erstes galt es von meiner Arbeitsstelle, den Kindern und Sister Anna Abschied zu nehmen.
Das gesamte Jahr über war ich mehr als zufrieden mit meiner Arbeitsstelle. Ich hatte die Freiheit den Unterricht so zu gestalten, wie es mir sinnvoll erschien und habe auch neben der Arbeit viel Unterstützung und Rückhalt von Sister Anna und den anderen Schwestern erhalten, die uns regelmäßig mit Kakerlakenfallen ausstatteten und uns bei Krankheit besuchten und vieles mehr.
Auch zu den Kindern habe ich mehr als ein Arbeitsverhältnis aufgebaut. Dadurch, dass wir so eine kleine Gruppe hatten (nachmittags nur 5), hast du wirklich jedes Kind richtig kennengelernt und wir haben über die Zeit echt viel Quatsch miteinander gemacht.
Rumalbern mit unseren Kindern
Entsprechend schwer viel mir dann der letzte Arbeitstag, an dem wir nur gespielt, gesungen und getanzt haben. Am traurigsten war es wohl sich von dem jüngsten der 5  zu verabschieden, da man mit ihm wohl kaum Kontakt halten kann, während wir den anderen Kindern einen E-Mail Account eingerichtet haben und schon fleißig am Schreiben sind. So oder so waren am Ende die Tränen groß und ich kann wirklich nur sagen, dass sich dieses Jahr schon wegen den Kindern und der Arbeit gelohnt hat und ich es kein Stück bereue.
Wenige Tage vor Schluss habe ich mich außerdem nochmal zu einem abschließenden Essen mit Sister Anna, Sister Enid und Sister Hong Lee getroffen. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass man so viel Spaß mit katholischen Schwestern haben kann, aber das Jahr hat mir in der Hinsicht auch nochmal ganz neue Einblicke gewährleistet, beispielsweise als wir mit den Schwestern diskutiert haben, welcher Fußballspieler denn nun am besten aussieht, denn sie gucken die WM nur wegen den attraktiven Spielern. Es ist schwer zu beschreiben, was wir alles von Sister Anna und auch den anderen Schwestern gelernt haben, aber sie hat/haben uns ganz sicher über das Jahr geprägt und auch das war wirklich einer der schwereren Abschiede.
Offensichtliche Begeisterung in Linns und meinem Gesicht, nachdem das Oberhaupt von AFS Malaysia (Mitte in langem Gewand) die Freiwilligen erneut vergessen hat.
Sorgsames Streichen unserer Wände in einem Traum von braun…
Letzter Abend in Malaysia (KL) mit meinen WG-Mädels außer Nani
Allerletzter Abend an der Eastside in Kuantan – sowas werde ich doch sehr vermissen
Umso leichter viel es mir persönlich mich von AFS Malaysia zu trennen. Bei dem End of Stay Camp, das für sowohl Freiwillige als auch Austauschschüler, die mit AFS nach Malaysia gekommen sind, verpflichtend ist, wurde ich zumindest nochmal ziemlich enttäuscht. So fand ein finales Dinner statt, bei dem alle Gastfamilien der Schüler eingeladen wurden und theoretisch auch unsere Projektleiter eingeladen werden sollten. Da die allerdings so kurzfristig eingeladen wurde, hat es von 20 Freiwilligen leider nur ein Projektleiter geschafft. Bei der Danksagung, bei der von Schülern über Mitarbeiter, Gastfamilien bis hin zu ehemaligen Schülern alle genannt wurden, wurden leider die Freiwilligen vergessen. Das war auch nicht die einzige Gelegenheit sondern während der gesamten Veranstaltung wurden wir zahlreiche Male vergessen. So wurde uns erst am selben Tag angeboten eine Rede zu halten und ob wir etwas aufführen wollen, wurden wir erst gar nicht gefragt. Selbst das Zertifikat, das wir am Ende bekommen haben, war dasselbe, das auch die Schüler bekommen haben und zertifiziert uns die Teilnahme an einem Austauschjahr und leider selbst das mit falschen Namen. Diese Veranstaltung hat mir den Abschied von AFS Malaysia wie gesagt sehr leicht gemacht, wobei ich sagen muss, dass ich es schade finde, dass sich AFS Malaysia in so ein negatives Licht gerückt hat, wo es wirklich auch Leute gab, die viel Mühe und Zeit in ihre Arbeit dort investiert haben, was aber hinter derartigem Verhalten anderer verschwindet. Abschließend muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, hinter den Austauschschülern verschwunden zu sein und dass Freiwillige nur als Nebensache angesehen werden. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht.
Ein weiterer schwerer Abschied war der von meiner WG. Anfang des Jahres hätte ich niemals gedacht, dass wir das Jahr gemeinsam durchhalten, weil wir einfach viel zu verschieden sind. Aber auch wenn wir zwischendurch auch Streit und Krisen hatten, war es auch eine unersetzliche Zeit und wir haben einander wohl sehr geprägt. Nach so einem Jahr kennt man sich doch unwahrscheinlich gut und es ist echt merkwürdig nicht einfach in den nächsten Raum gehen zu müssen, um die anderen zu finden.
Selbst der Abschied vom Haus war nicht leicht. Vom Haus selbst wahrscheinlich nicht, aber der Tag, an dem die Wanddeko abgehangen wurde und die bekritzelten Wände überstrichen wurden, hat schon irgendwo das Ende einer guten Zeit markiert.
Es klingt doof, aber letztlich waren die anderen die Gastfamilie, die wir nicht hatten. So haben wir uns einander durch alles Mögliche geholfen und hatten nebenbei noch Unmengen Spaß.
Das Resultat unserer wochenlangen Karaokeabende – Nani und ich bei der Performance von SnoopDog (Drop It Like It´s Hot)
So werde ich die Karaoke-Abende vermissen, die unfassbar gut waren oder die Verkleidungsabende, bei denen wir einfach all die hässlichen Klamotten, die bei uns so rumflogen präsentiert haben. Oder die Kochabende, Spielabende und sicherlich nicht zuletzt die Abende, an denen unserer Wände gestaltet wurden.
Aber zumindest weiß ich, dass wir uns bald schon wiedersehen und freue mich riesig drauf.
Letztendlich kann ich sagen, dass ich Malaysia mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen habe. Schließlich habe ich mich doch auch wieder auf Deutschland, Freunde und Familie, abends rausgehen zu können, warmes Wasser, ein eigenes Zimmer, ein voller Kühlschrank, eine Spülmaschine und mal wieder etwas Freiheit gefreut.
Liebe Grüße, dieses Mal aus good old Kassel